Das Geheimniss der Winterblüten

Wenn man jetzt einen Rundgang durch den Garten macht, sieht man Hamamelis und Winterjasmin blühen. Wieso ist das eigentlich so? Man möchte annehmen, sie tun es, um uns zu erfreuen und ein wenig Farbe in den grauen Wintertag zu bringen. Aber ich fürchte, sie tun dies aus Eigennutz.

Als Erstes ist jetzt für alle Frühblüher genügend Licht vorhanden. Das Laub ist noch nicht da und weder Boden noch Zweige werden beschattet. Frühblühende Gehölze legen bereits im Vorjahr ihre Blüten an. Auch Zwiebelpflanzen wie Krokusse haben im Sommer des vorigen Jahres ihre Blüten fix und fertig produziert. Jetzt brauchen sie diese nur noch herauszuschieben.

Krokus

Bei den Gehölzen ist es ähnlich. Die Blütenanlagen, die als Knubbel am Zweig zu sehen sind, wachsen quasi noch ein wenig länger und schieben ihre Blütenblätter nach draußen. Damit das nicht zu früh passiert, produzieren alle Pflanzen, die einen kalten Winter überstehen müssen, im Herbst das Pflanzenhormon Abscisinsäure. Es dient der Austriebshemmung. Die Pflanzen sollen nicht bei milden Temperaturen etwa im November austreiben. Durch anhaltende Kälte wird das Pflanzenhormon abgebaut. Sobald dies geschehen ist, schiebt die Pflanze ihre Blüten heraus. Zu den ersten Frühblühern gehört der Winterjasmin. Er zeigt bereits im Dezember seine gelben Blüten.


Damit die Blüten nicht erfrieren, haben sich die Frühblüher was tolles ausgedacht. In Zeiten großen Nährstoffangebotes produzieren sie aus der überschüssigen Energie Stärke. Diese Stärke ist in allen Pflanzen zu finden und wird abgekapselt, meistens in Körnchenform, gelagert. Nun werden die Stärkekörnchen in Zucker umgewandelt. Durch die Anreicherung durch Zucker hat das Wasser in den Pflanzen eine andere molekulare Strucktur. Es bildet keine spitzen Kristalle mehr, die die Zellwände zum Platzen bringt. Es dient also als Frostschutz. So können also auch die zarten Hamamelisblüten die noch recht frischen Temperaturen überstehen.

Zaubernuss-Hamamelis

Der Sinn einer Blüte ist, das sich die Pflanzen vermehren. Sie bilden Samen, um neue Nachkommen zu erzeugen. Also müssen die Blüten befruchtet werden. Hummeln sind noch nicht draußen. Ihnen ist dieses Wetter viel zu usselig. Nun zahlt es sich zum zweiten Mal aus, das keine Laubblätter vorhanden sind. Frühblüher lassen die Pollen durch den Wind transportieren und bestäuben sich selbst. Dabei ist kein störendes Laub vorhanden, welches die Pollen abhalten könnte. Die Blüten werden bestäubt, es bilden sich Samen, die Pflanze hat ihre Aufgabe erfüllt- perfekt.

Veröffentlicht von

Anja Walessa

Mein Name ist Anja Walessa, Jahrgang ’65. Meine Leidenschaften sind Gärtnern, Kochen, Fotografieren und Science Fiction Filme. Außerdem mag ich kleine pelzige Vierbeiner, in erster Linie Katzen.

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